Kolonialismus: Lernideen

Quellenarbeit

Hier soll es unter anderem darum gehen, regionale Spuren des Kolonialismus und historische Quellen dazu in der Umgebung kennenzulernen. Dadurch soll das Thema näher an die Konsument:innen heranrücken.

Die erste Frage, die man sich in diesem Zusammenhang stellen muss, ist: Was sind überhaupt historische Quellen?

Hans Werner Goetz sagt dazu: „Als historische Quellen bezeichnen wir im weitesten Sinn alle Zeugnisse (Überlieferungen), die über geschichtliche (=vergangene) Abläufe, Zustände, Denk- und Verhaltensweisen informieren.“

Damit meint die Geschichtswissenschaft also alle Zeugnisse der Vergangenheit, die zeitgenössisch, das heißt aus der jeweiligen Zeit heraus, über ein Ereignis berichten können. Darüber hinaus gibt es unterschiedliche Quellengattungen. Zuerst zu nennen sind hier Schriftquellen und mündliche Quellen, aber auch Sachquellen wie Kleidung, Alltagsgegenstände, Gebäude, Denkmäler, kurz jegliche Überbleibsel, die uns etwas über die Vergangenheit erzählen können. Außerdem gibt es abstrakte Quellen wie Rechtszustände oder Institutionen. Zu den Sachquellen zählen in jüngerer Zeit (also in den vergangenen 150 Jahren) auch Fotografien, Film- und Audioaufnahmen. Jede Quellengattung bedarf dabei unterschiedlicher quellenkritischer Methoden, wobei manche schwieriger zu bearbeiten sind, als andere, da sind komplexer und vielschichtiger sind. Für Sachquellen haben sich darum u.a. die Sonderdisziplinen der Archäologie, der Numismatik (Münzen) oder Heraldik (Wappen) herausgebildet. Am einfachsten wiederum sind Schriftquellen zu bearbeiten, da sich bei ihnen am ehesten eine Aussage interpretieren lässt. Deshalb wird sich auch an dieser Stelle in der Folge vornehmlich auf Schriftquellen bezogen. Außerdem wichtig ist, dass ein Gegenstand erst durch die Fragestellung des*der Historiker*in zur Quelle wird. Ihre Funktion für die Geschichtswissenschaft ist also elementar.

Zu guter Letzt gibt es noch eine weitere Unterscheidung, die elementar ist für das Verständnis von Quellen. Die Geschichtswissenschaft unterscheidet zwischen Überrest- und Traditionsquellen. Essenziell ist dabei die Intention der verfassenden Person, da diese niemals objektiv formuliert, Quellen sind das Ergebnis von Erfahrungen und Absichten des Individuums, das sie verfasst hat. Sie erzählen also immer etwas über Herrschaftsverhältnisse und allgemeine Strukturen zu einer bestimmten Zeit. Faktoren wie beispielsweise das Geschlecht, das Umfeld und die gesellschaftliche Position des Individuums beeinflussen die Wahrnehmung und Deutung dieser Person. Bei der Quellenkritik wiederum muss man immer die eigene Brille ein Stück weit ablegen und sich in die Zeit hineinversetzen.

  • Überrest beschreibt Quellen, die nie zur Veröffentlichung gedacht waren, dies können etwa private Briefe, Akten, Listen, Tagebucheinträge, Schriftverkehre zu einem bestimmten Thema sein (es gibt auch Sachüberreste wie Bauwerke oder Münzen und abstrakte Überreste wie Rechtszustände oder Ortsnamen)
  • Traditionsquellen richten sich an ein Publikum, oftmals mit der historischen Überlieferung als Hintergedanken, eine Interpretation der Ereignisse durch die Brille des*der Autor*in. Es handelt sich also um Chroniken, Berichte, Annalen, Sagen, Liedgut oder (Auto-)Biografien. Hier wird außerdem noch zwischen schriftlicher und mündlicher Überlieferung unterschieden.