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Rassismusrelevante Inhalte in Schulmaterialien
Schulbücher werden als Leitmedium, Wissensvermittler und Informationsquelle im Unterricht eingesetzt. Sie orientieren sich an den im Bildungsplan vorgegebenen Inhalte für die jeweilige Schulform und Klassenstufe. Schulmaterialien sind kulturelle– Produkte; sie sind beeinflusst von gesellschaftlichen Verhältnissen, deren Konstruktionen über Zugehörigkeit und unter anderem geprägt durch Werte- und Normvorstellungen.
Häufig wird das veranschaulichte Wissen durch Normalisierung und der Annahme von Selbstverständlichkeiten unkritisch betrachtet weitergegeben. Nicht bewusst ist, wie geläufig es ist, in Schubladen und vorgefertigten Schablonen zu denken und zu (be)werten. Die Reproduktion von gewissen „Bildern im Kopf“ beim Unterrichten einer heterogenen Schüler:innenschaft kann dabei zu einer nicht beabsichtigten Markierung oder gar zu Ausschlüssen führen. Oder sie reproduzieren Stereotypisierungen und Vorurteile gegenüber Menschen, wodurch problematisches Wissen vermittelt wird.
Actionbound
Actionbound / Stadtführung in Kiel: Kolonialismus war gestern? Koloniale Spuren im Kieler Stadtbild
Das Deutsche Reich war um die letzte Jahrhundertwende das drittgrößte Kolonialreich der Welt. Imperiale Bestrebungen und Kolonialwaren waren allgegenwärtig im Leben der Bevölkerung. Kiel wuchs als Reichskriegshafen in wenigen Jahre um mehr als das zehnfache, war Produktionsstätte der Kaiserlichen Marine und Ausgangsort vieler Überfahrten nach Ostasien und Ostafrika. Die Stadt profitierte stark von der Ausbeutung anderer Länder.
Vielen heutigen Kieler:innen (und Besucher:innen) sind diese Verbindungen nicht mehr klar. Insbesondere fehlt es an Gedenkorten für die Opfer der kolonialistischen Herrschaft. Es gibt keine Zeitzeug:innen mehr und die wenigen Landmarken, die noch von der kolonialen Vergangenheit berichten, muss man kennen. Eine (digitale) Stadtführung soll dies nun ändern. Sie richtet sich an Schüler:innen ab der 10. Klasse, dauert circa 3 Stunden und ist etwa 4 km lang. Sie kann entweder online mithilfe eines QR-Codes über die App „Actionbound“ im Google Playstore oder Apple Appstore abgerufen werden oder als Stadtrundgang mit Guide realisiert werden (Anmeldung erforderlich).
Mithilfe von Actionbound wird die Tour selbstständig in kleinen Gruppen (5-6 Schüler:innen) durchgeführt, mit Guide sind es bis zu 30 Personen. Die Ergebnisse können diskutiert und online festgehalten werden, sodass sie in einer Nachbesprechung aufgegriffen werden kann. Mit Guide finden die Diskussionen vor Ort statt. Entsprechend dauert die Route etwas länger.
Stationen sind die Förde, einige Denkmäler in der Innenstadt und sogenannte Kolonialwarenläden ebenfalls im Innenstadtbereich. Ziel ist eine Auseinandersetzung der Rolle Kiels zu Zeiten des Kolonialismus und mit dem Alltag der Menschen damals. Gleichzeitig sollen der historische Rassismus und Nationalismus als Ausgangspunkte dienen, um über heutige Ausprägungen davon zu diskutieren.
Wie man einen Actionbound erstellt, was das Programm bringt und wie man es einsetzt, kann man hier nachlesen:
https://content.actionbound.com/upload/Actionbound-EDU-GUIDE.pdf
Diskriminierungskritische Analyse von Schulbüchern im Land Bremen
DISKRIMINIERUNGSKRITISCHE ANALYSE VON SCHULBÜCHERN IM LAND BREMEN. EXEMPLARISCHE BEGUTACHTUNG von Meral EL
https://www.landeszentrale-bremen.de/assets/Uploads/Schulbuchstudie-web-barrierefrei.pdf
Rassismuskritischer unterrichten
Das digitale Lernportal “Rassismuskritischer unterrichten” unterstützt bei der Analyse von Material und zeigt Handlungsmöglichkeiten auf.
Themen:
- Die Macht der Bilder:
- Othering
- Schulbuchanalyse
- Strategien im Umgang mit problematischen Bildinhalten
- Vorsicht vor Single Stories
- Check your own Stories
- Single Stories in Bildungsplänen
- Auswege aus den Single Stories
- Machtverhältnisse in Schulbüchern
- Etablierung von Hierarchien
- Wertende Darstellungsweise
- Explizite Wertungen
- Außerschulische Lernorte: Siehe gleichnamiges Kapitel
DIY: Anleitungen zum Erstellen rassismuskritischer Lehrmaterialien
Digitales Lernportal: Geografie Rassismuskritischer Unterrichten
Nutzen können es:
- (Lehramts-)Studierende aller Fachsemester der Geographie und verwandter Fächer mit wenig oder keiner Erfahrung in der Unterrichtsgestaltung und Lehrtätigkeit
- Geographielehrende im Praxisbezug, die Lust haben, sich rassismuskritisch mit ihren bisherigen Unterrichtseinheiten und verwendeten Lehrmaterialien auseinanderzusetzen
- alle Interessierte, die sich mit geographischen Inhalten aus einer diskriminierungsarmen Perspektive vertraut machen möchten
Es gibt insgesamt drei in sich abgeschlossene Module mit interaktiven Übungen und Anregungen zur Reflexion; Erläuterungen und Handlungsempfehlungen für einen rassismuskritischen Geographieunterricht sowie eine Sammlung weiterführender Links und Materialien („Materialkoffer“)
Quelle: Arbeitsgruppe Kritische Geographien globaler Ungleichheiten
Unterrichtsmodule zum Thema Kolonialismus und Postkolonialismus
Schwerpunkt Deutsche Kolonien in Afrika
Die Materialien möchten junge Menschen dazu ermutigen, vermeintlich gegebene Machtstrukturen zu hinterfragen und eigene Positionen zu reflektieren, um ein kritisches Geschichtsbewusstsein zu erlangen, das historische und aktuelle gesellschaftliche Prozesse differenziert analysiert und verknüpft.
Bildungsmaterial »Koloniale Kontinuitäten I«
In Zusammenarbeit mit der Gesamtschule Werther (Modellschule für Globales Lernen des Welthaus Bielefeld 2011 – 2014) für das Fach Geschichte in Klasse 8/9 in Nordrhein-Westfalen und Berlin / Brandenburg entwickelt.
Für die Klasse 10 – 12 gibt es ein Material zum gleichen Thema (Koloniale Kontinuitäten II).
Beide Bildungsmaterialien stehen als PDF unter www.schulen-globales-lernen.de zur Verfügung.
Themenheft Kolonialismus
Dieses Themenheft bietet einen Einstieg in das Thema: Zu Wort kommen Schüler*innen, Wissenschaftler*innen, Pädagog*innen, Journalist*innen und Aktivist*innen – in und aus Deutschland, Kenia, Mali und Syrien. Zudem werden Persönlichkeiten der antikolonialen Bewegungen und Akteur*innen der heutigen Postkolonialismus-Debatte vorgestellt.
Bezug: Bundeskoordination Schule ohne Rassismus- Schule mit Courage
https://www.schule-ohne-rassismus.org/produkt/themenheft-kolonialismus/
Hinweis zur Verknüpfung mit anderen Themenschwerpunkten:
Bildung für Nachhaltige Entwicklung in SH- das BNE Portal mit spannenden Projekte, Akteur:innen und Material
https://bne-in-sh.de/index.html
Portal Globales Lernen
Auf den Spuren des Kolonialismus in Essen
Die Web App essen.colonialtracks.de bietet vielfältige Möglichkeiten, das Thema Kolonialismus anschaulich am Beispiel der eigenen Stadtgeschichte zu bearbeiten. Mit den Unterrichtsideen für Lehrer*innen und Arbeitsblättern für Schüler*innen kann die Nutzung der Web App im Unterricht vorbereitet oder nachbereitet werden. Es ist ein Angebot, Schüler*innen in das komplexe Thema Kolonialismus einzuführen.
https://essen.colonialtracks.de/ismus in essen
Unterrichtsmaterial „Der koloniale Blick: Materialien für den Einsatz im Unterricht ab
Klasse 9 zum Thema Kolonialismus“ (2020)
Das Material „Der koloniale Blick“ unterstützt Pädagog*innen dabei, das Thema „Kolonialismus und Kolonialrassismus“ im Unterricht nach den Maßstäben des rassismuskritischen Globalen Lernens zu behandeln. Hierfür enthält es drei nützliche Unterrichtseinheiten inklusive Anleitungen für die Lehrer*innen. Die Übungen sind ab Klasse 9 fächerübergreifend einsetzbar.
Kostenfreier Download unter:
http://www.aric.de/projekte/hier_und_jetzt/programm_2020/#c13108
Sprachgebrauch
Sprache prägt.
Sprache war und ist ein wichtiges Medium zur Herstellung und Vermittlung der (scheinbaren) Legitimation von Kolonialismus. In diesem Kontext wurden Begrifflichkeiten geprägt und tradiert. Sie sind zum Teil bis heute gebräuchlich.
Merkmale kolonialer Benennungspraxis:
- Konstruktion eines hierarchischen Gegensatzes zwischen “Natur” (unterlegen) und “Kultur- Zivilisation” (überlegen)
- afrikanische Eigenbezeichnungen wurden ignoriert
- Die Weißen erfanden und etablierten auf der Grundlage ihrer Hegemonie oftmals neue Begriffe und Bezeichnungen für Schwarze Menschen
- Einteilung in sogenannte „Rassen“ (sic!)
- Mit der Bezeichnung “Stamm” (Konnotation „primitiv“) wurde auch so getan, als ließen sich klare geographische und kulturelle Grenzen zwischen einzelnen afrikanischen Gesellschaften ziehen
- Europa wurde dabei nicht nur als überlegener Gegenpol dargestellt, sondern als “Norm” gesetzt (beispielsweise Vergleich Naturreligionen zu Religionen – eine Unterkonstruktion zu der darüber liegenden Kategorie)
Im Sprachgebrauch schlagen sich nicht nur Werte und Machtgefälle einer Gesellschaft nieder; zugleich werden diese auch durch Sprache verfestigt und getragen. Deswegen ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass Sprache auch Ausschluss und Diskriminierung bewirken kann. Auch aktuell fällt das Argument, bestimmte Begriffe seien legitim (weil historisch gewachsen) oder “nicht so schlimm”. In Wörterbüchern werden diskriminierende Begriffe zum Teil nur verhalten kommentiert. Daran anschließende Formulierungen wie “wird häufig als abwertend empfunden” suggerieren, dass das Wort nicht per se, sondern nur in der Empfindung einiger weniger diskriminierend sei.
Grundsätzliche Fragen an die verwendete Sprache:
- Welche Entstehungsgeschichte (Ursprung) hat der verwendete Begriff? Stammt er eventuell aus der Kolonialzeit und wozu diente er?
- Greift das Wort auf koloniale Vorstellungen und Klischees zurück?
- Was wird durch Formulierungen (indirekt) auf- oder abgewertet? Was wird als “normal” oder “abweichend” vermittelt?
- Warum werden bestimmte Begriffe und Formulierungen benutzt? Mit welchen Intentionen und Assoziationen?
Praktische Hinweise/Praxistipps: (durchgängiges Merkmal)
- Eigenbezeichnungen
- Diskriminierungssensible Sprache
- Sensitivity Reading
Quelle: Arndt, Susan, Der kolonialistische Diskurs und die deutsche Afrikaterminologie.
Wichtiger Literaturtipp: Wie Rassismus aus Wörtern spricht
(K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk.
Susan Arndt, Nadja Ofuatey-Alazard (Herausgeber)
Unrast Verlag, Münster 2019
Themenbereiche
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